Die Geschichte unserer Schule

Jeder Ort hat seine eigene Schulgeschichte. Frau Gerhild Nagy, selbst Lehrerin und Tochter von OSRin VDin Hildegard Nagy, einer langjährigen Schulleiterin der Leutschacher Mädchenvolksschule, hat in ihrer Arbeit zur Lehramtsprüfung an Volksschulen einen Abriss über die Geschichte des Leutschacher Schulwesens geschrieben. Hier finden Sie eine Zusammenfassung.

Geschichte der Leutschacher Volksschule

Die Schulpflicht wurde zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia eingeführt.

Im Jahr 1740 wurde in Leutschach die erste Schule eröffnet, die Grundobrigkeit übernahm das Patronat – heute würde man sagen, die Führung der Schule.
Der erste Lehrer hieß Georg Hubmann. Er unterrichtete 15 Kinder in seiner eigenen Wohnung.


Von 1767 bis 1815 fand der Unterricht im Haus Nr. 5 unter Lehrer Anton Nepel, gleichzeitig Organist, statt. Dieses Haus steht heute nicht mehr. Zu dieser Zeit genügte eine Klasse. Ab 1818 unterrichtete Schulmeister Josef Nepel die Klasse in der Kaplanei. An der Stelle der Kaplanei steht heute das neue Rathaus. Die Schülerzahlen stiegen nunmehr rasch an, ein zweites Klassenzimmer musste im Haus vulgo „Steffelbäck“ eröffnet werden. Dieses Haus existiert ebenfalls nicht mehr und dürfte unter der heutigen Kirchenmauer, gegenüber des Hauses „Pinnitsch-Schuster“ gestanden sein.

1849 war die Kaplanei schon sehr baufällig und eine der beiden Klassen wurde beim Färbermeister Wanko einquartiert. Bald darauf diente das alte Rathaus als Schule. Lehrer bekamen damals das Schulgeld und Naturalien (Wein, Käse, Korn). Einen Teil des Geldes bekamen der Schulmeistergehilfe und der „Mesnerknecht“. Mit der Lehrerstelle war zugleich der Organisten- und Mesnerdienst und doe Funktion des Marktschreibers verbunden. Die Schulaufsicht hatte der jeweilige Ortseelsorger über. Er musste über den Unterricht, den Lebenswandel des Lehrers und über Fleiß und Sittlichkeit der Schüler wachen. Hielt sich jemand nicht an die Vorschriften, musste er Anzeige beim Dechant oder Schuldistriktsaufseher erstatten.

1852 erhielt Leutschach sein erstes Schulgebäude. Es wurde auf dem Kirchplatz erbaut. Es ist dies das heutige Rathaus, in dem die Gemeindeämter von Leutschach und Glanz untergebracht sind. Aus den Schulchroniken ersieht man den raschen Anstieg der Schülerzahlen.

von 1815 bis 1830:                   35 bis 170 Schüler
von 1830 bis 1840:                 170 bis 217 Schüler
von 1840 bis 1850:                 217 bis 294 Schüler
von 1850 bis 1860:                 294 bis 314 Schüler

Ab 1870 übernahm ein Ortsschulrat die Anschaffung von Lehrmitteln und die Erhaltung des Gebäudes.
Die Schulpflicht begann mit dem 6. Lebensjahr und mit 12 Jahren galt sie als beendet. Sie war damals nicht absolut – das heißt, niemand wurde bestraft, wenn er nicht zur Schule ging. Vorwiegend schickte man die Knaben zur Schule, die Mädchen bleiben zu Hause.
Das Schuljahr richtete sich nach den wirtschaftlichen Bedingungen und der Beginn richtete sich vor allem nach der Festsetzung der Herbstferien. Der Ortsseelsorger, der Ortsrichter und die Lehrer setzten gemeinsam den Ferientermin fest. Länger als 5 Wochen durften Ferien nicht dauern. Es gab Ernteferien – sie begannen mit dem Getreideschnitt – und Herbstferien zur Zeit der Weinlese.

Um 1920 wurden die Ernteferien durch Herbstferien ersetzt. Außerdem gab es auch Weihnachts-, Faschings, Oster- und Pfingstferien und die Bittage waren ebenso frei.
Lehrplan und Stundenplan wurden am 18. Mai 1874 vom k.k. Unterrichtsministerium veröffentlicht. Prügel und andere körperliche Züchtigungen waren als Bestrafung an der Tagesordnung. Neben Religion wurde noch Rechnen, Lesen, Schreiben und der praktische Aufsatz geübt. Prüfungen waren nicht notwendig, denn ein- bis zweimal im Jahr inspizierte der Schulinspektor die Schule und hielt dabei eine öffentliche Prüfung ab.

Um 1870 wurde die körperliche Züchtigung in der Schule verboten.

1871 wurde an die Volksschule eine Baumschule angeschlossen. Die Unterrichtsmethode bestand zu gleichen Teilen aus Fragen und Vortrag, Heimat- und Lebensnähe war auch damals schon der Auftrag.

Ab 1878 wurde auch Turnen als Fach Auf Grund der hohen Schülerzahlen wurde die Schule – bis 1874 „dreiteilig“ geführt – nunmehr „vierteilig“. eingeführt. Auch wurde an eine Verlegung der Mädchenklassen gedacht. Eine Mädchenklasse wurde im jetzigen Haus der Gärtnerei Foller untergebracht, eine Knabenklasse im jetzigen Polzeigebäude. In der Oberstufe wurden die Kinder noch in Knaben und Mädchen getrennt unterrichtet.

1892 bot Rittmeister Cornides seinen Gutshof „Müllerhof“ dem bischöflichen Ordinariat zum Kauf an und in den Jahren 1892 bis 1893 wurde dieser Hof zur Klosterschule, umgebaut. Vorerst aber traten alle Mädchen aus der öffentlichen Schule aus und besuchten die neu errichtete Klosterschule, das heutige Gebäude der Neuen Mittelschule. Im Jahr 1926 bekamen die Glanzer Kinder eine eigene Schule und gehörten nicht mehr zum Schulsprengel von Leutschach und im Jahre 1927 wurde die „Hauswirtschaftliche Mädchenfortbildungsschule“ mit 9 Mädchen eröffnet.

Im Jahr der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1938 wurde die bisherige Klosterschule mit weltlichen Lehrern besetzt und hatte eine gemeinsame Leitung mit der Knabenschule. Es herrschte wieder Raummangel, eine Klasse wurde im alten Rathaus unterrichtet, im gleichen Jahr wurden in Leutschach Privathauptschulkurse errichtet. Die Prüfung mussten die „Privathauptschüler“ in Leibnitz ablegen. 1947 wurde die Hauptschule im Mädchenschulgebäude eingerichtet, es herrschte größte Raumnot. Beide Schulen hatten Vormittags- und Nachmittagsunterricht. 1949 wurde die Volksschule wieder in eine Knaben- und Mädchenvolksschule gegliedert, beide Schulen erhielten eine eigene Leitung. Die Schülerzahlen der Hauptschule waren 1956 so gering, dass die Schule als Expositur von Arnfels geführt wurde. Jedoch stiegen die Zahlen stetig an.

Wegen der Raumnot erstellte der damalige Bürgermeister Franz Josef Plasch einen Schulbauplan. Im Jahr 1965 wurde ein Zubau zur Hauptschule begonnen. Schon 1967 konnten die neuen Räume benutzt werden. Zum ersten Mal seit 1949 reichten die Räume für einen Vormittagsunterricht für alle Schüler. Nach Umbauarbeiten im Altteil des Gebäudes wurde die neue Schule 1969 eingeweiht. Im Parterre befand sich die Mädchenvolksschule und im 1. Stock und im Keller (Werkräume) die Hauptschule.

1971 und 1973 wurden in Leutschach die Volksschuloberstufen aufgelöst und die Kinder in die Hauptschule überstellt. Leutschach wurde auch zum Hauptschulsprengel für Großwalz und Langegg, daher war das Gebäude schon wieder zu klein. 1981 bis 1985 baute man die neue Volksschule, in der wir noch immer sein dürfen. Die alte Knabenvolksschule am Kirchplatz wurde zum neuen Rathaus umgebaut, sie hatte 131 Jahre lang als Schule gedient.
In das neue Volksschulgebäude zogen Mädchen und Knaben wieder in gemeinsame Klassen ein.

Im Dezember 2017 zogen 4 Klassen der Mittelschule Leutschach in der Volksschule ein, im August 2018 wurde das alte Schulgebäude der MS Leutschach abgerissen und der Neubau im August 2020 fertiggestellt.